Torstens Packliste für den Dschungel in Costa Rica
Dieser Artikel wird dem Titel dieses Blogs wahrlich gerecht, denn es geht um das bodenlose Fass des richtige Equipments für unseren nächsten, ganz großen Trip.
Packlisten erfreuen sich auf Reise-Blogs ungebrochener Beliebtheit und auch wir können dem Hype um das richtige Mikrofaserhandtuch nicht widerstehen, weshalb ich hier meine Packliste posten möchte. Eigentlich interessiert ja niemanden wirklich, was Web-Influenzer Björn-Bruno in seinen Northface-Dufflebag stopft, und Packlisten sind auch meist ziemlich gleich. Warum die meinige dem geneigten Leser vielleicht doch einen gewissen Mehrwert bieten könnte ist die Tatsache, dass es sich nicht um die übliche Länder-Rundreise oder den hundertfünfundsechzigsten Camping-Urlaub in Schottland handelt, sondern um einen einmonatigen Trip in den Regenwald Mittelamerikas, zum Corcovado-Nationalpark in Costa Rica, mit dem Ziel, seltene Tiere und Pflanzen zu beobachten. Hierbei unterliegen wir gewissen – teils fremden, teils selbst auferlegten – Limitationen sowie einigen Erleichterungen:
Die Kette an Überlegungen beginnt damit, dass wir in Costa Rica nicht campen wollen, bzw. oft gar nicht dürfen. Die Heimat einiger der großartigsten Biodiversitäts-Hotspots der Welt legt sehr großen Wert darauf, dass Natur dort auch Natur bleibt. Nicht nur stehen knappe 27% des Landes unter Naturschutz, der sanfte Ökotourismus ist auch ziemlich reglementiert: Viele Nationalparks dürfen überhaupt nur mit einem geschulten, lizensierten Guide betreten werden und freies Campen ist nicht überall gerne gesehen. Meine Liebe für reguliertes Herden-Campen auf entsprechenden Touri-Plätzen wiederum hält sich eher in Grenzen, außerdem habe ich zu viel Elektronik dabei, die ich nicht überall hin mitnehmen, sondern hin und wieder wegschließen möchte. Dazu kommt, dass unser abenteuerlicher Inlandflug von San José zur Peninsula Osa in einer einmotorigen Cessna 208B Grand Caravan (Luftfahrt-Freaks, anyone?) stattfinden wird. Die Maschine fasst einschließlich der Piloten gerade einmal zwölf Personen und das Gepäck ist auf 14 Kg limitiert. Da ich vorhabe, nicht unerhebliche Mengen Elektronik und anderes Equipment mit nach Costa Rica zu nehmen, würde die Mitnahme von Zelt, Iso- und Hängematten usw. bereits am Gewichtslimit scheitern.
Das bedeutet: Übernachten in Hostels mit all den Vorteilen an Bequemlichkeit, aber auch Nachteilen hinsichtlich der Flexibilität. Unser Ziel ist es, uns eine kleine Heimatbasis einzurichten, von der aus wir dann Tages-Trips zu Land und zu Wasser unternehmen.
Essentials – Nichts geht ohne diese Sachen
Es gibt Dinge, die solch einen Urlaub entweder überhaupt erst möglich machen oder zumindest schwer erleichtern.
- Gültiger Personalausweis und Reisepass.
- In Costa Rica gehen EC-Karten an den meisten Automaten nicht. Als Tourist hebt man seine Dollar und Colones per Kreditkarte ab (oder zahlt gleich mit dieser).
- Krankenversicherung-Informationen.
- Tauchunfallversicherung. Die ist sicher nicht für jede*n relevant. Aber Tauchern, die sich damit noch nie auseinander gesetzt haben, empfehle ich eine Mitgliedschaft im VDST, dann ist man im Notfall auch am anderen Ende der Welt gut versorgt.
- Patientenverfügung.
Ja, das ist kein schönes Thema. Aber wenn mir etwas passiert und ich im Krankenhaus lande, dann möchte ich, dass meine Reisebegleitung ein Wörtchen mitzureden hat. Ich kann allen Fernreisenden nur wärmstens ans Herz legen sich mit diesem Thema zu befassen. Deutsche Patientenverfügungen sind im Nicht-EU-Ausland juristisch zwar nicht anerkannt, aber dennoch erhöhen sie im Einzelfall die Chance, dass die Reisebegleitung nicht völlig außen vor ist und zumindest den Kontakt in die Heimat managen kann. - Smartphone
Ich habe ein wasserdichtes Baustellen-Handy von Nomu, welches einiges abkann und freue mich darauf, GPS im Regenwald zu haben. Hinweis für alle Südamerika-Reisenden: Mailbox ausstellen und vor Ort auf Prepaid-Karten der dortigen Telefongesellschaften umsteigen! Da das Phone aber auch ein paar Macken hat (z.B. schlechte WLAN-Konnektivität) kann ich es nicht rundweg empfehlen. - Ein paar wichtige Apps auf dem Handy installiert:
- Währungsrechner-App. Simple Currency macht einen sehr benutzerfreundlichen und werbefreien Eindruck!
- Deutsch-Spanisch-Übersetzer
- Uber (In Costa Rica zuverlässiger und oft günstiger als die öffentlichen Taxis. Schreib man zumindest überall, wir werden sehen…
- Reise-Apotheke.
Wir nehmen Wunddesinfektion, Ibuprofen, Kohletabletten, ein Antibiotikum, Sprühpflaster, Nasenspray und Pflaster mit. - Kontaktlinsen.
Ich bin zwar überzeugter Brillenträger, aber auf dem Tauchboot, UNTER dem Tauchboot und auch im dichten Regenwald haben Linsen ihre unleugbaren Vorteile. - Alle wichtigen Reisedokumente als Bilddatei in der Cloud.
Costa Rica liegt nicht auf dem Mond und die digitale Sphäre wird uns auch dort umgeben. Für alle Fälle sollte man Kopien der wichtigsten Dokumente jederzeit abrufbar haben. - Ein gestärktes Immunsystem.
In den Monaten vor der Reise habe ich meinen Impfschutz aufgefrischt. Für Costa Rica werden vor allem folgende Impfungen empfohlen: Tetanus, Typhus, Hepatitis B, Tollwut, Meningitis und Grippe.
Packen – wohin mit meinem Zeug?
Aus den oben besprochenen Gründen lautet die Maßgabe: Gepackt wird leicht, kompakt, aber sicher und geschützt. Deshalb:
- Reisetasche.
Kann man sich tagelang die Köpfe über Reisetaschen heiß diskutieren? Man kann, zumindest wenn man so ist wie wir: Also Over-Optimizer, die aus jedem Pups ein Projekt machen müssen. Die Tasche unserer Wahl ist der „Mammut Cargon“ in der 60-Liter-Variante. Besonders cool: Wasserresistent, wirklich FETTE Reißverschlüsse und hell gummierter Innenraum, was das Auffinden von (schwarzen…) Dingen schwer erleichtert. - Packing Cubes.
Die Teile kannte ich vorher nicht, doch sie haben mich auf Anhieb überzeugt. Kein Wühlen mehr, sondern nur noch den richtigen Cube finden (um dann in diesem zu wühlen). - Rucksack.
Der Rucksack wird bei mir während des Flugs das Handgebäck beinhalten, in Bahia Drake werde ich ihn dann zum Wandern verwenden. Ich habe ihn deshalb im Kapitel „Trekking“ näher besprochen. - Kulturbeutel.
Ich habe sehr günstig einen von Jack Wolfskin beim Sommerschlussverkauf ergattert. - Diverse kleine Taschen für den Tech-Kram.
Wer sein Notebook und seine diversen Kameras, Aufladegeräte, Power-Banks, Objektive usw. lieb hat, verpackt sie besser extra. - Geldgürtel.
Die Osa Peninsula liegt wirklich weitab vom Schuss und es gibt keine Geldautomaten in unserem ersten Reiseziel, der Bahia Drake. Wir werden zwei Wochen lang kein Geld abheben können und müssen folglich größere Summen mitnehmen. Auch wenn bewaffnete Überfälle in der Hauptstadt sehr selten sind und Costa Rica als vergleichsweise sicheres mittelamerikanisches Land gilt, ist mir doch wohler dabei, den dicksten Batzen nicht in der Geldbörse, sondern versteckt am Körper zu tragen. Ganz sicher bin ich mir in der Anschaffung noch nicht, aber ich habe das Ding einfach mal auf meine Packliste gesetzt.
Kleidung – flauschig und luftig in Costa Rica
- Wäsche für eine Woche. Das reicht vollkommen, wir wollen Gewicht sparen und waschen daher lieber öfter. Auch wenn es umweltpolitisch unkorrekt ist, kann ich Baumwolle für die Tropen nicht empfehlen. Sie klebt bereits nach wenigen Minuten wie ein nasses Tuch am Körper. Mit Elastan und Konsorten habe ich weitaus erfreulichere Erfahrungen gemacht.
Wer im Regenwald wandern will, sollte übrigens unbedingt auch Socken mitnehmen. Barfuß holt man sich im Falle nasser Füße schnell Blasen in Wanderschuhen, Jungle Boots oder Gummistiefeln. - Ein warmer Pulli.
Klingt erst mal absurd bei 32° Celsius während der Mittagszeit, nicht wahr? Aber zum einen ist auch eine kleine Inlandstour von San José aus zu einem hoch gelegenen Vulkankrater geplant, zum anderen will ich im Februar auf dem Weg nach Berlin (unser Abflugort) nicht erfrieren. Außerdem liebt es der Sporttaucher in mir, nach einem Tauchgang auf dem Boot nicht im Fahrtwind auszukühlen. Ich gebe zu, ich bin ein Funktionsklamotten-Suchti, deshalb: Der Corey V Fleecepullover von Graighoppers. - Leichte Kapuzenjacke.
Nachts wird’s etwas kühler im Regenwald und wohl auch klamm. Und es gibt noch mehr Mosquitoes. Deshalb habe ich mir (schon wieder Graighoppers) die NosiLife Elgin Hooded Jacke gekauft. Kann auch im Zweifelsfall gut mit dem Pulli kombiniert werden. - Badeschlappen.
Ich fliege mit drei Paaren an Schuhen nach Costa Rica. Die einfachsten darunter sind Strandschuhe/Pantoletten. - Feste Sandalen.
Nicht ganz so offen, nicht ganz so ungeschützt, mit geländegängiger Sohle, aber immer noch sehr luftig und schnell trocknend ist der Wassersportschuh „Salomon Techamphibian II“. Ein guter Hybridschuh für die Tropen. Die Verschlüsse finde ich etwas nervig, aber wir werden uns schon aneinander gewöhnen… - Wanderschuhe, die nicht ins Reisegewicht fallen, weil ich sie auch auf dem Flug tragen werde. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
- Mehr zur Kleidung gibt es im nächsten Abschnitt…
Trekking – Gut gerüstet für den Regenwald
Beginnen wir mit den Basics, die man auf jeden Fall benötigt, möchte man mehrere Wochen im Regenwald spazieren gehen.
- Insektenschutz.
In Costa Rica gibt es, wie überall in den Tropen, Stechmücken und sie übertragen Dinge, die man nicht wirklich brauchen kann. Malaria ist im Südwesten eher kein Problem, dafür drohen das Dengue- und das Chikungunya-Fieber sowie das Zika-Virus. Antibrumm ist nicht schlecht und hat sich auf Sulawesi bewährt. Diesmal vertrauen wir uns jedoch Nobite an, weil es eine höhere Konzentration des Wirkstoffs DEET enthält. - Langärmelige Hemden.
Wenn man das Nobite weggeschwitzt oder vergessen hat, ist man für langärmelige, Mosquito-sichere Kleidung dankbar. Baumwollhemden kleben jedoch unangenehm am Körper und überhaupt können Mücken durch mehr Stoffe hindurch stechen als man denkt. Deshalb habe ich mir einige der „Nosilife“-Hemden des Outdoor-Herstellers Craghoppers - Lange Hosen.
Ähnlich wie bei den Hemden klingt es paradox, dass man ausgerechnet in einer der heißesten Regionen der Welt auf lang umsteigen soll, aber auch hier geht Schutz vor Komfort. Wobei sich die Nosilife-Hosen sehr komfortabel tragen. - Trekking-Schuhwerk.
Dies ist ein Thema, welches mich lange beschäftigt hat und immer noch beschäftigt. Fast alle Touristen berichten davon, dass ihnen Gummistiefel im Schlamm des Regenwaldes gute Dienste getan haben und Biologen empfehlen sie für die Feldarbeit, wegen der Schlangen. Allerdings hätte ich für Gummistiefel – von dieser Reise einmal abgesehen – keine weitere Verwendung und der Gedanke an die schrumpeligen Füße am Abend… man bedenke: Wo kein Wasser hineinkommt, kommt auch keines hinaus! Also habe ich mich mit Jungle-Boots aus dem Militaria-Sektor befasst. Militärstiefel für Tropeneinsätze besitzen oft die sogenannten „Panama-Sohle“, die verspricht auch im Schlamm besonders rutschfest zu sein, sowie Drainage-Löcher, über welche Wasser ablaufen kann. Leider sind die meisten für mich interessanten Modelle im friedliebenden Deutschland kaum zu bekommen oder derart teuer, dass ich mich verweigere. Eine günstige Variante habe ich im Armee-Shop um die Ecke erstanden, getestet und für halbwegs OK befunden, aber bequem waren sie nicht. Dann fiel mir ein, dass wir die Peninsula Osa ja in der Trockenzeit beehren! Tagelange Regengüsse und Schlammlawinen sind also nicht zu erwarten. So fiel dann letztendlich die Entscheidung, meine altbewährten Mammut-Wanderschuhe (Modell Duncan Knit) eine Runde Dschungelboden zu gönnen. Das könnte zwar manchmal etwas warm werden, aber wenigstens geht und klettert man darin wie auf Wolken… und gegen die Schlangen gibt es Gaiters, siehe weiter unten. - Sonnencreme.
Meine Familie trägt das Hautkrebs-Gen. Daher heißt es für mich: Unterhalb von Sonnenschutzfaktor 50 wird nicht verhandelt. - Sonnenhut.
Im Wald selbst geht man im Schatten, aber es gibt Touren, bei denen man z.B. über lange Strecken am Strand entlang läuft. Nato-Hüte aus dem Armee-Shop sind günstig und tun ihren Zweck. Aus Neugier habe ich mir jetzt aber auch einen UV-blockenden Buff gekauft, der hat zwar keine Krempe, ist aber wesentlich leichter. - Messer.
Jaja, Männer und ihre Messer, ich weiß. Ich habe unterwegs aber schon oft eines gebraucht, ehrlich! Ich nehme einfach mein Tauchermesser von Aqualung (mit großer, integrierter Schere) mit und montiere es an den Rucksack. Apropos… - Rucksack! Oh yeah, das ist ein Fass ohne Boden für Gear-Fetischisten. Die meisten Wanderer schwören auf riesige Deuter-Türme mit Hüftgurten breit wie SUV-Kotflügel und mehr Clips und Reißverschlüsse als meine Tastatur Knöpfe hat. Ich bin ja eher Purist und außerdem hatte ich für den Dschungel einen heißen Wunsch: Komplett wasserdicht sollte er sein! Und damit meine ich: So wasserdicht, dass der ganze Elektro-Kram noch geht, nachdem das Kanu umgekippt ist! Mit dieser Vorgabe wurde die Rucksackluft ganz schnell ganz dünn und nach langem hin und her blieb nur dieser hier übrig:
Der „Sea To Summit Flow“ ist ein vollwertiger Mehrtagestouren-Rucksack mit 35-Litern Fassungsvermögen und verstellbaren, komfortablen Brust- und Hüftgurten. Gleichzeitig ist er aber nicht einfach bloß regensicher mit dem üblichen Abdeckhäubchen, sondern es handelt sich um einen wirklich wasserdichten Dryback (ich habe es mit einer Rolle Klopapier getestet), den man untertauchen kann, ohne dass dem Inhalt etwas passiert. Was mir außerdem gefällt, ist, dass er innen weiß ist, so dass man seinen (ja, schwarzen…) Krempel schnell findet. - Einer der dümmsten Fehler, den Costa-Rica-Trekker immer wieder zu begehen scheinen ist, mit zu wenig Wasser unterwegs zu sein. Die Hitze dörrt gnadenlos aus und man verliert auch bei 100% Luftfeuchte massiv an Körperflüssigkeit. Einer der typischen Hinweise an Dschungeltouristen vor Ort lautet demzufolge: „Zu viel Wasser dabei gibt es nicht!“.
Früher fand ich Trinksysteme affig. Nachdem ich das x-te Mal den Rucksack ablegen und nach der Flasche kramen musste, wurde es mir zu bunt. Ich habe mir ein Source Widepac 3 mit 3 Litern gegönnt und bin sehr zufrieden. - Naturbeobachtungen ist eines, wenn nicht das Hauptziel unserer Reise. Viele Tiere im Dschungel sind schwer zugänglich im Blätterdach versteckt oder verstecken sich, wenn man ihnen zu sehr auf die Pelle rückt. Ein gutes Fernglas erhöht die Erfolgschancen massiv. Wir haben ein Eschenbach Arena mit 10-facher Vergrößerung. Nicht das beste, aber auch beileibe nicht das schlechteste Fernglas auf dem Markt.
- Schutzgamaschen für die Unterschenkel.
Ich habe grundsätzlich wenig bis gar keine Angst vor Schlangen. Wenn ich eine sehe, freue mich riesig und wenn ich weiß, dass sie harmlos ist, gehe ich auch sehr nahe ran. Normalerweise sind Schlangen seltene und scheue Tiere. Es ist generell auf diesem Planeten höchst unwahrscheinlich, einer zu begegnen. In Costa Rica jedoch leben 173 (!) Schlangenarten, von denen 22 giftig sind, und dazu kommt: Wir wollen sie gezielt suchen gehen und filmen. Die gefürchtetste darunter ist die Terciopelo-Lanzenotter Bothrops Asper. Wegen ihrer Größe, ihrer Reizbarkeit und der Tatsache, dass sie bei Störungen nicht flüchtet, sondern sich auf ihre nahezu perfekte Tarnung verlässt, geht eine überwältigende Mehrzahl an Bissunfällen auf das Konto dieser Grubenotter. Das Gift der Tersopleo ist hoch komplex, sehr potent und enthält eine nekrotische Komponente, die schlimmste Verstümmelungen zur Folge hat.
Ich habe also großen Respekt vor Bothrops Asper. Da wir wahrscheinlich ein bisschen öfter und länger als der übliche Drake-Tourist im Regenwald herum schleichen und explizit Ausschau halten wollen, ist die Chance, dieser Lady zu begegnen, ziemlich hoch.
Die meisten Biologen tragen Gummistiefel, um sich vor Unfällen zu schützen, ich möchte aber gerne meine Wanderschuhe verwenden. Also schütze ich die Unterschenkel zusätzlich mit sogenannten „Gaiters“, das sind Schutzgamaschen. Die „Quagmire Canvas Gaiters von Sea To Summit“ stehen bei Australiern im Ruf nicht schlecht zu sein. Der Schutz ist nicht perfekt, vergrößert aber –zusammen mit den langen Hosen- die Chancen, dass eine aufgeschreckte Schlange vielleicht doch keinen echten Injektionsbiss ansetzen kann. Vorsicht und Respekt vor der Natur sind allerdings sicher der beste Schutz. - Im tropischen Regenwald leben viele Tiere, die sich tagsüber verstecken und erst Abends zum Vorschein kommen. „Bug-Tours“, geführte Wanderungen von Spinnentier- und Insektenexperten, sind eine beliebte Aktivität für Leute mit abseitigem Geschmack wie dem unseren. Damit man auch sieht, worin man beinahe getreten wäre, braucht man eine Stirnlampe. Die meisten Biologen und Höhlenforscher schwören auf die Lampen von Edelhersteller Petzl. Mir genügt eine schnöde Black Diamond mit immerhin 300 Lumen.
- Tiere bestimmen per App
Now we’re talking! Faultiere, Pumas, die Terciopelo und diverse Pfeilgiftfrösche werden wir ohne Hilfe erkennen. Aber wie sieht es mit den verschiedenen Varianten der Herkuleskäfer aus? Und die riesige braune Spinne auf Birtes Mosquito-Netz… soll man sie streicheln oder doch eher beruhigend auf sie einreden (auf die Spinne, nicht auf Birte)? Heutzutage gibt es ja für alles eine App und „Tiere Costa Ricas“, eine Zoologische Datenbank mit selbsterklärendem Titel, ist eine wunderbar nerdige Vertreterin ihrer Software-Gattung. 4000 Arten sind dort mit Beschreibung und Fotos verzeichnet! Man kann sich für 7,99 € einzelne Tiergruppen heraussuchen, ich habe gleich das vollständige Paket für 18,49 installiert.
Tauchen und Schnorcheln
Birte und ich sind begeisterte Sporttaucher, weniger nach der Art „länger, tiefer, weiter“, sondern mit einer großen Hingabe für die Beobachtung der Unterwasserwelt. In Bahia Drake gibt es zwei Tauchstationen, beide fahren mit ihrem Boot vor allem das Unterwasser-Naturreservat der Cano Islands an, wo es große Fischschwärme, Schildkröten und Weißspitzenriffhaie gibt. Mein Tauchgepäck hätte allerdings das bereits erwähnte Gepäcklimit gesprengt, also muss das meiste der eigenen Ausrüstung daheim bleiben und ich bin auf Leihkrempel angewiesen. Ein bisschen was zum Schnorcheln (auf eigene Faust) nehme ich dennoch mit:
- Shorty.
So nennt man unter Tauchern einen leichten, kurzärmeligen Neoprenanzug, der außerdem zu drei Vierteln die Beine frei lässt. Toll zum Schnorcheln und -zumindest für mich- in Costa Rica wahrscheinlich auch zum Tauchen ausreichend, wenn es nicht zu tief runter geht. - Tauchmaske, Scubapro Spectra. Tolle Maske, habe ich mir nach Verlust gleich noch einmal gekauft und will keine andere mehr.
- Schnorchel, Evo 2. Sieht scharf aus, ist aber ein eher mittelprächtiger Schnorchel, weil er sich nicht ganz ausblasen lässt.
- Kurzflossen, Gressi Palau Lightweight.
Was, wenn man unbedingt eine ABC-Ausrüstung mitnehmen will, aber sein Gepäck reduzieren muss? Kurzflossen sind kleiner als normale Geräte- und sogar Schwimmbadflossen, für eine Fortbewegung im Wasser aber vollkommen ausreichend. Ich habe sie mir extra für Reisen wie diese gekauft, bei denen man zwar gerne Flossen dabei hätte, aber Platz und Gewicht im Gepäck sparen muss. - Maskendose und Antibeschlags-Gel.
- Neopren-Socken. Sind wichtig, denn die Kurzflossen sind „nackt“ dann doch ein bisschen unbequem.
- Rashguard, als UV-Schutz beim Schnorcheln.
- Tauchbrevet und Logbuch.
- Eine Mütze. Ganz richtig, ich nehme eine Mütze nach Costa Rica mit. Tropen hin oder her: Ich gehöre zu den Leuten, die es fertig bringen, sich nach einem einstündigen Tauchgang in der steifen Brise an Bord eine Ohrenentzündung holen.
Filmen
Wenn es um Medien geht, haben Birte und ich eine klare Aufteilung unserer Präferenzen: Madame fotografiert lieber, ich filme. Ich würde von mir nie behaupten, ein semiprofessioneller Bewegbildner zu sein, doch filme, schneide und editiere ich mit großer Leidenschaft. Nach Costa Rica begleiten mich zwei Kameras plus Zubehör:
- Camcorder, JVC Everio GZ
Der Everio ist ein Camcorder der Consumer-Mittelklasse und macht gute Full-HD-Aufnahmen mit bis zu 40-fachem Zoom. Es gibt in diesem Sektor Geräte mit besserer Aufnahmequalität, aber der Everio hat für den Regenwald den unschlagbaren Vorteil, dass es sich um ein „rugged“-Modell handelt: Er ist wasserdicht bis 1m und stoßfest. Mit diesem Camcorder kann ich Kanu fahren, im Regen stehen, auf Bäume klettern und mich auf den Boden legen, ohne Angst um ihn haben zu müssen. Der Vorteil gegenüber einer Action-Cam ist das leistungsstarke Zoom-Objektiv und das weitaus größere, verstellbare Display. Den JVC werde ich primär für Zoom- und Makroaufnahmen verwenden, den Rest (insbesondere Unterwasser-Aufnahmen und Interviews) mache ich mit der GoPro. - Einbein-Stativ. Auf einer Dschungeltour kann man kein schweres oder sperriges Stativ herum schleppen, ein Einbein muss reichen. Das Walimex Pro WT-1003 hat ausgefahren eine Länge in 171 cm und wiegt weniger als 500 g.
- Camcorder-Tasche.
Weniger damit der Cam nichts passiert als dass sie andere Sachen im Rucksack zerkratzt, bekomme sie ein „Cool White Carry Case Bag“. - Filmlicht Somikon Foto- und Videoleuchte FVL-616.d.
Die LED-Revolution hat auf dem Lichtsektor so ziemlich alles verändert und es gibt inzwischen auch für den ganz kleinen Geldbeutel eine riesige Anzahl an Lampen für so ziemlich jeden Anwendungsfall. Dieses Videolicht mit 120 LED ist nicht nur in der Helligkeit regelbar, man kann es auch stufenlos zwischen warmem und kaltem Licht regeln. An die Kamera (und ans Stativ) montiert wird es mit einer… - Neewer 10028130 Blitzschiene.
- Kombination aus Weitwinkel- und Makroaufsatzlinse, Dörr DHG Weitwinkelvorsatz 0,45x Anschlussgewinde 37 mm mit Anschlussringe 30 mm/30,5 mm/Nahlinse 10 Dioptrien
- Makro-Ringleuchte PROfoto.Trend/JJC 60PCS.
Ringlichter sind eine tolle Sache, wenn es um Makroaufnahmen geht. Die Lampe ist „nach innen“ gerichtet und beleuchtet Objekte im Nahbereich von allen Seiten. Um sie auf den Makro-Aufsatz zu setzen, benötigt man einen der beigelegten Adapter. Da man die meisten Krabbeltiere vor allem bei nächtlichen Expeditionen findet, kommt man an einem solchen Licht kaum vorbei. - Action-Cam Gropo Hero.
Über die GroPro muss ich hier kaum Worte verlieren, jeder kennt und liebt sie. Dank ihres zuverlässigen Unterwassergehäuses ist die Marktführerin unter den Action Cams nicht nur zu Tauchgängen, sondern auch für allerhand spontane Filmaktionen in Mangroven, Bächen und Tümpeln zu gebrauchen. - Gopro-Case und Zubehör.
Meine eigene GoPro packe ich zusammen mit allen Speicherkarten, 5 Ersatz-Akkus, Kabeln usw. in ein Case von SP. - Unterwasser-Licht samt Montierung für die GoPro.
Für die GoPro gibt es diverse Lightmounts, ich habe das ScubaGroPro (nicht zu Verwechseln mit der Firma Scubapro). Es besteht aus zwei halbwegs leistungsfähigen Kleinlampen mit breitem Streukegel und verstellbaren Armen. Hellt bei Tage das Bild auf und macht auch bei Nachttauchgängen ein gutes Licht. - Linsenputztücher und Silikatpäckchen. Ärgerlich, wenn man so viel Equipment mitbringt und dann weißen Dunst filmt…
Sonstiges Tech – Ohne einen Mini-Arbeitsplatz macht es nur halb so viel Spaß!
Was gibt es schöneres, als nach einer langen Dschungel-Tour mit einem Bier in der Hand beim Klang der Frösche und Grillen auf der Veranda seines Hostels zu hocken und… nein, nicht in den Sonnenuntergang zu schauen, sondern die Fotos und Filme zu backuppen, fotografierte Insekten zu bestimmen und Blogartikel zu verfassen? Um dies zu tun, nehme ich ein paar Sachen mit.
- Ich habe mir ein neues Surface Book 2 mit 13 Zoll Bildschirmdiagonale gegönnt. Es ist sehr flach, leicht, hat eine großartige Tastatur und ein Touchpad, dass dem der Macbooks ziemlich nahe kommt. Dazu ist das Ding ein Convertible und macht auch als Tablet eine tolle Figur, was mir beim Lesen und Filmeschauen sicherlich nicht schaden wird. Auch wichtig: „alte“ USB-Anschlüsse und ein SD-Kartenleser, damit die Backups nicht zur Adapter-Orgie ausarten! Ich vertraue darauf, dass die Luftfeuchtigkeit direkt an der Küste zur Trockenzeit dem guten Stück nicht allzu har zusetzt.
- Akku-Aufladegerät für die große Menge an Austausch-Akkus, die meine diversen Lampen benötigen.
- Einen Steckdosen-Adapter, denn in Costa Rica sehen die Steckdosen anders aus als bei uns.
- Power-Cube.
Sehr, sehr praktisch! Macht aus einer Steckdose vier und bietet auch noch USB-Ladeports. - Power Bank.
Damit mir auf den längeren Touren nicht der Camcorder stirbt, muss eine gute mobile Auflademöglichkeit mit. Ich habe mir die „PowerCore+ 26800mAh Premium“ von Anker gegönnt. - Mehr USB-Kabel, als für einen Menschen gut sind.
- Silikatpäckchen. 100% Luftfeuchte sollen gefälligst draußen bleiben.
Das war’s auch schon, liebe Leser. Wie sieht es aus, habe ich etwas wichtiges vergessen? Dschungelerfahrene Globetrotter und Tekkies können uns gerne ihre Meinung und Hinweise senden!
Hast du sicher schon dran gedacht, aber in Costa Rica sind nicht nur die Steckdosen anders, sondern auch Netzspannung und Frequenz.
Siehe: https://www.welt-steckdosen.de/costa-rica/
Gruß, HC
Hallo Hans-Christian,
danke für deinen Hinweis! Ich habe mich noch einmal schlau gemacht und nach meinen Informationen kann ich unbesorgt sein, denn alle von mir verwendeten Netzteile funktionieren, dem Aufdruck folgend, bei einer Spannung von 100V-250V und zwischen 50Hz-60Hz.
Ach so, und bei https://letsencrypt.org/ gibt’s gratis und schmerzlos SSL-Zertifikate. Https rockt und so ^^