„It’s gone, don’t walk around!“
Wir stehen verunsichert in der Dunkelheit und wagen es nicht, auch nur einen Schritt weiter durch das tiefe Gras zu gehen. Denn es gibt Sätze, die fürchtet man mehr als den Teufel und das Finanzamt, und der soeben vernommene gehört definitiv dazu… wenn man den Kontext kennt! Was uns unser Guide gerade mitgeteilt hat, ist, dass eine ganz bestimmte Schlange, die ich gerne fotografiert hätte, nicht an ihrem Ruheplatz sitzt, sondern diesen vielmehr verlassen hat. Und das ist keine gute Nachricht, nicht nur wegen der vielleicht verpassten Photochance.
Denn bei besagter Schlange handelt es sich um ein ausgewachsenes Exemplar der Terciopelo-Lanzenotter Bothrops asper, der wahrscheinlich gefährlichsten Schlange Südamerikas. Nun könnte man meinen, dass die offenkundige Abwesenheit des Tiers ein Grund zur Erleichterung sei, doch das Gegenteil ist der Fall: Terciopelo-Lanzenottern sind nämlich überraschend faul und ortstreu: Sie suchen für eine ganze Weile stets den gleichen Ruheort auf und wenn sie ihn wechseln, dann ist der neue Ruheplatz meist ganz in der Nähe. Und das bedeutet, dass sich die Schlange sehr wahrscheinlich noch in unmittelbarer Nähe aufhält; und zwar hellwach, aufmerksam und bestens getarnt. Es gilt hier die Regenwaldwanderer-Weisheit: Die Giftschlange, die man sieht, ist unproblematisch. Problematisch ist nur die, die man NICHT -oder zu spät- sieht! Entsprechend beklommen drehen wir uns auf der Stelle, bewegen und in vorsichtigen Trippelschritten und beleuchten mit den Stirnlampen das Regenwald-Dickicht und das hohe Gras um uns herum.
Auf Schlangensuche in Costa Rica
Wir befinden uns ein weiteres Mal in Costa Rica, genau genommen auf der Osa Peninsula in der Nähe des Küstendorfs Aqujitas an der Drake-Bucht. Unser Guide heißt Luis Hernandez und ist darauf spezialisiert, Touristen und Zoologie-Freaks wie uns den nächtlichen Regenwald zu zeigen. Er hat uns auf eine zweite Nachtwanderung mitgenommen; und zwar die zweite ihrer Art. Bereits auf der ersten hatten Birte und ich die mächtige Lanzenotter gesehen und auf diesem zweiten Trip wollte ich noch einmal bessere Bilder machen und die Otter auch unseren Mitreisenden zeigen. Luis führt uns durch ein wunderschönes Stück Primärregenwald, lässt uns einen hüfttiefen Fluss durchqueren und bringt uns letztendlich zur einsamen, mitten im Wald gelegenen Bananenplantage von Paco, einem der ansässigen Kleinbauern. Wir beobachten allerlei Insekten, schlafende Vögel, Vogelspinnen, Pfeilgiftfrösche und auch Schlangen.
Es gibt viele giftige Schlangenarten auf dem südamerikanischen Kontinent und einige darunter wären durchaus ebenso gefährlich wie die Terciopelo-Lanzenotter, die hier alle mit „Terciopelo“ (Spanisch für „Samt“) oder ihrem französischen Trivialnamen „Fer de Lanze“ („Lanzenkopf“) abkürzen. So ist z.B. der Buschmeister aus der Gattung Lachesis mit erschreckenden 2,5- 3 Metern Länge deutlich größer und hat ein fast genauso potentes Gift, doch ist er ziemlich selten und lebt zurückgezogen in den verbliebenen m Primärregenwäldern. Ähnliches gilt für die Korallenotter der Gattung Micrurus, die potenzielle Fressfeinde ihre grelle Warnfarben abschreckt.
Bothrops Asper gilt dagegen als DIE Problemschlange. 97% aller Bissunfälle mit Giftschlangen in Zentralamerika – gehen auf das Konto dieser Art und das hat gute Gründe.
Die biologische Landmine
Zum einen ist B. asper zwar nicht die größte, aber die zweitgrößte der heimischen Giftschlangen: Bis zu zwei Meter kann so ein Tier lang werden und weil die kräftig gebauten Schlangen gute zwei Drittel ihrer Länge in einen Bissangriff werfen können, ergibt das im Zweifelsfall eine beeindruckende Reichweite. Die Giftzähne der Terciopelo sind mächtig, können bis zu 3 cm lang sein und durchdringen auch dickere Kleidung wie die im Regenwald häufigen Gummistiefel; wobei diese sowieso keinen ausreichenden Schutz darstellen, da eine ausgewachsene Terciopelo auch auf Kniehöhe und darüber zuschlagen kann. Das abschreckendste Feature von B. asper ist natürlich ihr Gift, ein faszinierender Cocktail aus vielen unterschiedlichen Wirkstoffen: Thrombinähnliche Enzyme bringen das Blut erst zum Gerinnen und dann zum pathologischen Nicht-Gerinnen, Metalloproteinasen zerstören die Blutgefäße und führen zu inneren Blutungen, Phospholipase A2 sowie stark proteinabbauende Metalloproteinasen zerstören das Gewebe und führen zu schlimmsten Nekrosen. Die Nieren werden geschädigt, Schwangerschaften sind akut gefährdet und in vielen Fällen muss das gebissene Körperglied nach einer langen Phase des Wundleidens amputiert werden. Es gibt Fotos im Netz von B. asper gebissenen Körperteilen, die unter der Einwirkung des Gifts regelrecht zerfallen und wir raten dringend davon ab, diese Bilder zu ergoogeln.
Das eigentliche Problem, das B. asper für den Menschen zur Gefahr macht, ist jedoch eine Mischung aus Verhalten und ökologischer Anpassung:
Diese Spezies hat zwar ein großes Nahrungsspektrum von Säugetieren über Insekten, Reptilien und Amphibien bis hin zu Vögeln, bevorzugt jedoch Hausratten, Beutelratten und Taschenmäuse. Diese Flexibilität, gepaart mit bestimmten Vorlieben, führt sie in die Nähe menschlicher Behausungen und lässt sie auch in stark bewirtschafteten Landschaften wie z.B. Gärten oder Bananen- und Palmfrucht-Plantagen gedeihen. Die Zähmung des Regenwalds, seine Abholzung und Umwandlung in Ackerland und ländlichen iedlungsraum, stört viele Schlangenarten empfindlich, nicht jedoch die robuste Terciopelo. Dazu kommt ihr spezifisches Abwehrverhalten: Während andere Schlangen vor ihren Feinden (und damit auch dem Menschen) reißaus nehmen und man als Wanderer bestenfalls eine Schwanzspitze im Gesträuch verschwinden sieht, bleibt die Terciopelo regungslos am Ort sitzen und verlässt sich vollkommen auf ihre Tarnung. Und tatsächlich: Eine direkt neben dem Wanderweg in der typischen, zu einem lockeren Bündel aufgerollten Ruhehaltung liegende Lanzenotter kann spielend leicht mit einem Haufen braunen Bodenlaubs verwechselt werden. Es gibt Videos im Netz, die zeigen, wie Tierfilmer arglos einen Vortrag in die Kamera sprechen, während hinter ihnen eine zusammengerollte (und vom komplettenTeam übersehene!) Lanzenotter am Boden sitzt und das Geschehen gelassen beobachtet.
Dabei ist die Terciopelo keineswegs unmäßig aggressiv, geschweige denn „böse“.
Es ist problemlos möglich, sich einer ruhenden Lanzenotter auf wenige Meter zu nähern, da die Tiere diese geringe Fluchtdistanz haben und bis zum letzten Moment sitzen bleiben. Erst wenn man ihr zu nahe kommt und es ihr wirklich zu dumm wird, kann sie beißen. Dann jedoch hat man ein Problem: Die Tiere stoßen abrupt, blitzschnell und unvorhersehbar zu. Gleichzeitig kriechen sie überraschend schnell auf die Störenfriede zu und beginnen sodann eine wilde, erratische Flucht mit vielen Richtungswechseln, die auch in die Nähe anderer, unbeteiligter Personen führen kann.
Die enervierende Angewohnheit der Lanzenotter, getarnt in bewohnten Gebieten herumzusitzen, um im Fall der Fälle plötzlich „hochzugehen“, hat ihr den Beinahmen „biologische Landmiene“ eingebracht. Betroffen sind vor allem Feldarbeiter*innen auf den Plantagen und spielende Kinder. Um einen kurzen statistischen Überblick zu geben: In einer zweijährigen Studienperiode haben Wissenschaftler für Costa Rica 475 Schlangenbisse gezählt, die schwer genug waren, dass die betroffenen Personen in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. 84,5 % davon gingen auf das Konto der Terciopelo-Lanzenotter. Das sind eine Menge Fälle, wenn man bedenkt, dass Costa Rica ein kleines Land mit nur 5,15 Millionen Einwohnern ist und die Menschen dort für die Gefahr sensibilisiert sind.
Davon mussten etwas mehr als 14% aller gebissenen starke Komplikationen mit teils langfristigen Schäden erleiden. Es gab im gemessenen Zeitraum nur einen einzigen Todesfall, was man so oder so interpretieren kann: Einerseits werden Todesfälle dank halbwegs funktionierender Rettungskette und dem Verabreichen von Gegengift weitgehend vermieden, andererseits können weder Krankenhaus noch Gegengift mit beruhigender Sicherheit garantieren, dass Gebissene nicht einen Finger, Arm oder ein Bein verlieren. Hierbei ist zu vermerken, dass Costa Rica ein vergleichsweise gut entwickeltes zentralamerikanisches Land mit vorbildlichem Gesundheitssystem ist. Wirtschaftlich schlechter gestellte Länder wie Panama haben – trotz geringerer Biodiversität – ein größeres Problem mit Schlangenbissen.
Der „Predator-Sinn“ der Lanzenotter
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf stehen wir also nachts in einer unübersichtlichen Bananenplantage, im festen Wissen, dass exakt solch eine „biologische Landmine“ in jedem der Grasbüschel direkt um uns herum hocken kann. Und da ertönt endlich die ersehnte Entwarnung:
„I got her, she didn’t move far away!“
Unser Guide hat also „unsere“ Schlange wiedergefunden: Sie sitzt nun auf einem Stapel vermoderter Bananenblätter direkt am Zaun des Grundstücks, vielleicht acht Meter von ihrem letzten Ruheort entfernt. Das ist typisch für diese Schlangen, denn selten bewegen sie sich auf ihren nächtlichen Raubzügen weiter als 12 Meter von ihrem letzten Rastplatz. Lanzenottern sind grundsätzlich nachtaktiv und die Tatsache, dass wir dieses Exemplar, ein ausgewachsenes Weibchen, auch in der Dunkelheit noch in Ruhestellung vorfinden, bezeugt, dass sie erst kürzlich Jagderfolg hatte und jetzt lieber ihre Beute verdaut, anstatt neugierig umher zu streifen.
Sichtlich entspannt und fasziniert bilden wir einen respektvollen Halbkreis um das Tier und geben ihm einen Radius von vier Metern in jede Richtung. Mit der Erlaubnis des Guides darf ich mich als Einzelner nähern und vorsichtig, unter kontinuierlicher Beobachtung der Schlangenkörpersprache, trete ich noch etwas näher heran, gehe in die Hocke und beginne, meine Kamera einzustellen. Wir haben Regenzeit und der letzte Nieselschauer ist nur eine halbe Stunde her, deshalb ist der schuppige Körper der Schlange mit glitzernden Tropfen bedeckt, die ihr ein surreales Aussehen verleihen. Der faustgroße Kopf mit der typischen Lanzenform ist von schokoladenbrauner Grundfarbe und zeigt an der Seite das breite, markant hell-beige Band. Die Lanzenotter hält ihren Kopf stets schräg aufgerichtet, selten legt sie ihn auf ihrem Körper ab. Ich vermute, dass diese Haltung dem Tier einen guten Überblick verschafft. Auch wirkt dieser, erst auf den zweiten Blick auffällige, stehts im schrägen Winkel gehaltene Streifen vor dunkler Grundfarbe wie eine weithin sichtbare Flagge, die es dem Experten trotz der guten Tarnung erleichtert, die Schlange am Waldboden zu entdecken. Ich frage mich, ob dies nicht vielleicht auch der Kommunikation der Schlangen untereinander dient, damit sich die Tiere a Waldboden besser erkennen. Viel weiß man nicht über das soziale Verhalten der Lanzenottern. Fast immer findet man sie alleine und nur während der Paarungszeit von September bis November kann man die größeren Weibchen zusammen mit den kleineren und stärker gefärbten Männchen antreffen, wobei hin und wieder mehrere Männchen dem gleichen Weibchen folgen, ohne jedoch um die Gunst der Dame zu kämpfen. Terciopelos sind quasi lebendgebärend, die kleinen Vipern kommen im Sommer in einer dünnen Eihülle auf die Welt, die sie gleich nach der Geburt durchstoßen.
Fasziniert von den goldenen Augen der Schlange mache ich meine Fotos und bemerke dabei, dass sie uns wahrnimmt: Sie dreht mir den Kopf zu und züngelt in meine Richtung, verfolgt mit der Ausrichtung ihres Kopfes die Bewegungen meines Kameraobjektivs oder wirft einen kurzen Seitenblick in Richtung Birte, die ihre Stirnlampe auf sie richtet. Wie so oft bei Vipern und anderen Giftschlangen kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass in diesen kleinen Köpfen „jemand zu Hause ist“. Das sind natürlich sehr subjektive und anthropomorphisierende Überlegungen; aber ich habe selber mit zahlreichen Boas, Pythons und ungiftigen Nattern interagiert und muss zugeben, dass mir diese meist ein wenig stumpf und vom Verhalten her eher eingleisig und vorhersehbar vorkamen. Vipern wie diese hier jedoch blicken einen direkt an und scheinen sich einen Reim auf das machen zu wollen, was sie sehen.
Schlangen sind taub, haben aber ansonsten recht gute Sinne. Die Terciopelo kann Vibrationen des Bodens wahrnehmen und mit ihrer Zunge (genaugenommen mit ihrem Jacobsonsche Organ, einem chemorezeptiven Bereich am Gaumen, an dem die Zunge beim Zurückziehen entlang gleitet und die aufgenommene Duftmoleküle übergibt) ausgezeichnet riechen. Ihre Augen sehen gut, sind auch nach vorne ausgerichtet, fokussieren sich durch die Verschiebung der Linse und nehmen Bewegungen sehr gut war. Hervorzuheben ist außerdem das Grubenorgan zwischen Nasenloch und Auge, mit dem die Schlange Wärmesignaturen wahrnehmen und verfolgen kann. Diese an militärische Nachtsuchgeräte oder an das Filmmonster „Predator“ erinnernde Wahrnehmungsfähigkeit hilft Grubenottern die Verfolgung von gebissener Beute.
Mit unseren Bewegungen senden wir der Schlange also auf mindestens vier Sinneskanälen (Optik, Geruch, Vibration und Wärme) Informationen über unsere Anwesenheit, was natürlich nicht auf ewig unbeantwortet bleibt.
Zwar verhalten wir uns ruhig und bewegen uns langsam, aber scheinen dennoch Missfallen zu erregen. Als die Lanzenotter deutlich ihren Kopf anhebt, ihre Züngelfrequenz erhöht und ihre Körperschlingen ein wenig lockert, wird unser Guide nervös und bittet mich, ein paar Schritte zurück zu treten. Einer Aufforderung, der ich gerne nachkomme und tatsächlich: Sobald ich den Abstand wieder vergrößere, scheint sich die Terciopelo zu entspannen und macht keinerlei Anstalten, ihren Platz zu verlassen. Wieder einmal bestätigt sich die Weisheit: Respektiert man die Natur, respektiert sie den Menschen.
Andere sind da deutlich argloser: Gerade, als wir uns zum Weiterwandern anschicken, hat uns der freundliche Hofhund bemerkt und kommt kläffend und schwanzwedelnd auf uns zugestürmt. Wir haben gut damit zu tun, das fellige Energiebündel zu zähmen, bevor es der Schlange in die Queere kommt. Luis beschließt, den Plantagenbesitzer, der auf dem Gelände zugange ist, zu warnen und ihm den Ruheort der Schlange anzuzeigen. Übrigens ist dies nicht die einzige Terciopelo, der wir auf dieser Reise begegnen: Ein viel kleineres Jungtier haust mehrere Tage auf dem Grundstück unseres Hostels unter der Holztreppe der Nachbarshütte, bevor sie vom Inhaber gefangen und in den Wald gebracht wird. Was uns daran erinnert, bei Dunkelheit niemals barfuß und ohne Licht Richtung Toilette zu schlurfen.
„A force of nature“
Natürlich sind Bissvorfälle nicht die Schuld der Terciopelo. Die tut nur das, wofür sie die natürliche Selektion optimiert hat: Kleine Säugetiere jagen, herumliegen, verdauen, kleine Terciopelos in die Welt setzen. Und beinahe wäre sie sogar ein regelrechter Nützling, frisst sie doch am liebsten genau die Säugetiere, die den Menschen in Costa Rica die Feldfrüchte verderben. Doch leider haben Mensch und Schlange ansonsten divergierende Interessen, was die Nutzung des gemeinsamen Lebensraums angeht: Der Mensch will pflanzen und ernten, die Schlange einfach nur ihre Ruhe haben und nicht weiter belästigt werden. Entsprechend skeptisch bis feindlich stehen nicht wenige „Ticos“, die Einwohner Costa Ricas, ihren Lanzenottern gegenüber. Allzu oft werden die Schlangen mit einer Halsschlinge gefangen und dann mit der Machete getötet, nach dem Motto: „Jede Terciopelo weniger bedeutet mehr Sicherheit für die Menschen“.
Glücklicherweise ist zu beobachten, dass diese Denkweise zumindest in den vom Ökotourismus betroffenen Gebieten immer weniger vorherrscht. Genau genommen ist sogar das Gegenteil der Fall: Viele Ticos auf Osa sind regelrecht stolz auf „ihre“ Terciopelo und zeigen sie den Touristen nur allzu gerne! Gilt sie doch unter den naturbegeisterten Trekkern, die die Halbinsel bereisen, als Sensation, um das sich allerlei Wanderlatein rankt. Die sozialen Netzwerke der Reisenden sind voll andächtiger Schauergechichten über dieses ikonische Tier und eine Sichtung wie unsere gilt als Höhepunkt einer geführten Nachtwanderung.
Öko-Tourismus bedeutet eben auch, dass gefährliche Tiere wie Raubkatzen, Krokodile, Giftschlangen oder Haie nicht mehr als Feinde und Raum-Konkurrenten, sondern als touristische Ressource und stolz präsentierte Ikonen wahrgenommen werden. Als Mitgeschöpfe, die genauso schützenswert sind wie der Lebensraum, von dem sie abhängen.
Plantagenbesitzer Paco hat für die Wanderer, welche auf den geführten Touren seine Farm besuchen, eine gemütlichen überdachten Rastplatz eingerichtet, wo er uns Limo und frisch gepflückte Bananen anbietet. Er erzählt uns von seiner Familie, davon, wie sie damals zusammen das Haus in den Wald gebaut haben. Davon, dass diese Schlangen überall auf seiner Farm leben und dieses eine, besonders große Exemplar regelmäßig bei ihrem Haus anzutreffen ist. Ich frage ihn wie, er sich dabei fühlt, dass sich seine Kinder, Mitarbeiter und Haustiere mit einem potenziell tödlichen Tier den Garten teilen, ob er denn keine Angst um sie hat.
Seine abgeklärte Antwort überrascht mich dann doch:
„You know, it’s not the snake’s fault that we are here now and do our human stuff. Some people kill them, others catch them and bring them deeper in the forest. But if you do that, they return on the next day, so what’s the point? Better just leave them alone. They are part of the forest, they were here before us. Can I protest against the rain? Can I protest against the sun? They are a force of nature and I have to respect that.”
Weiterführende Links
Natural history of the terciopelo Bothrops asper (Serpentes: Viperidae) in Costa Rica
Bildquellen:
Torsten Schneyer